In einem der letzten Seminare wurde ich gefragt, wie ich denn eigentlich meine Patienten motivieren würde, damit sie die Therapie auch mitmachen wollen. Was tue ich, damit die Patienten, die in aller Regel mitten in der Pubertät stecken und eigentlich keine Lust haben, die Therapie „durchziehen“.
Meine Antwort lautete: „Gar nichts!“
Das mag für das eine oder andere Therapeutenohr hart klingen. Aber ich setze in meiner Arbeit auf Aufklärung, Information und das Ernst- und In-Verantwortung-Nehmen meiner Patienten.
Ich erkläre ihnen und ggf. ihren Eltern bereits in der Diagnostikeinheit, warum bei vorliegendem Befund eine logopädische Therapie nötig ist und was die möglichen Konsequenzen sind, wenn diese nicht wahrgenommen wird.
Dann informiere ich meine Patienten über den Ablauf der Therapie und die Vorteile gegenüber der herkömmlichen MFT. Sie sollen wissen, was ihre Aufgaben im Therapieverlauf sein und welchen Umfang diese haben werden. Sie sollen also wissen, worauf sie sich einlassen.
Ich sage meinen Patienten klipp und klar, dass vor allem sie für den zügigen Fortschritt und den Erfolg der Therapie verantwortlich sind. Ich spreche auch in der ersten Stunde an, dass es natürlich vorkommen kann, dass evtl. in Zeiten hohen Klausuraufkommens die Therapie leidet. Sollte dies der Fall sein, möchte ich vom Patienten einen entsprechenden Hinweis, damit wir ggf. die Therapie aussetzen und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen können. Denn ich möchte mich als Therapeut ebensowenig ärgern wie der Patient, weil wir nicht „vom Fleck kommen“. Auch hier aber informiere ich über die möglichen Konsequenzen.
Das heißt die Patienten wissen zu jedem Zeitpunkt der Therapie, was zu tun ist, warum dies nötig ist und was andernfalls passieren könnte. Meine Patienten sind dafür verantwortlich, wie ernst sie die Therapie nehmen und welche Wichtigkeit sie ihr einräumen. Ich nehme sie also in die Pflicht und lege die Verantwortung in ihre Hände. Ich nehme sie ernst – ich traue ihnen zu, dies zu entscheiden und die Konsequenzen zu überblicken. Das benenne ich genau so und habe den Eindruck, dass dies den Patienten gerade in der Phase des Erwachsenwerdens gut tut und die Motviation sich von selbst einstellt. Mich als Therapeuten entlastet dieses Vorgehen gleichzeitig.
Der Erfolg des Bewegungslernens lebt von der Häufigkeit und Qualität der Ausführung der zu erlernenden Bewegung. Als Logopädin muss ich dafür sorgen, dass der Patient die Bewegung leicht ausführen kann und dass er weiß, wie oft geübt werden muss, um den gewünschten Therapieerfolg zu erreichen. Ob und wie oft der Patient dann tatsächlich übt, liegt in seiner Verantwortung.